Dr. Stanislaw Przykowski

oder Der Philosophielehrer und der Kater*

Um direkt Missverständnissen vorzubeugen: Weder hat der Philosophielehrer dem aus unverständlichen Gründen Philosophenwein apostrophierten Couvée Mythique im Übermaß zugesprochen, so dass er nun die Kater genannten Folgen zu zeitigen hätte, noch ist Dr. Stanislaw Przykowski ein Mensch. Wohl aber ist er ein animal rationale, ein vernunftbegabtes Lebwesen, um die - wie gleich unten deutlich wird - recht unzureichende aristotelische Definition des Menschen aufzugreifen. Schon Platon war grandios gescheitert, als er den Menschen als zweibeiniges, federloses Lebewesen definierte und ihm Diogenes draufhin in der Akademie einen gerupften Hahn vor die Füße warf mit den geflügelten Worten: „Hier hast du deinen Menschen!“

DOKTOR – Doktor Stanislaw ist weder der einzige Kater noch das einzige Tier mit Doktortitel. Die virtuellen Listen schnellen mit Dr.-Katern nur so empor: Dr. Thomas Kater, Philosoph, oder Dr. Dr. Wolfgang Kater, Dysgnathologe. Dass der – ehemalige – Affe Rotpeter, von dem Kafkas in „Ein Bericht an eine Akademie“ berichtet, die höheren akademischen Weihen empfangen hat, darf getrost präsumiert werden.
In Fachkreisen wurde Dr. Stanislaw bisher bekannt, weil er folgende behavioristische Hypothese beweisen konnte: Immer wenn man sich an den Beinen eines Menschen reibt, wird dieser derart mesmerisiert, dass er umgehend einen Futternapf füllen und servieren muss. Phänomenal!

Fest steht jedenfalls, dass Dr. Stanislaw die gewöhnliche Katzenschlauheit weit übertrifft, was mehrfach empirisch bewiesen wurde (meist waren als Beweismittel Lebensmittel im Spiel), so dass ihm mindestens ein Doctor miauris causa zugestanden sein darf. 
Sollte irgendwann ein kleiner aber überdurchschnittlich gefräßiger grau-schwarzer Kater vor deiner Tür stehen, könnte er auf den Namen Stanislaw hören. Gib ihm dann bloß kein Fressen!

STANISLAW – ist quasi polnischer Provinienz, da er durch die Katzenklappe einer polnischstämmigen Frau eindrang und sich bei ihr über einen unbekannten Zeitraum Untermiete erschlich. Da sie aber sehr nett war, gewährte sie ihm neben ihren drei eigenen Katzen Kost (er hatte schon die Näpfe der Katzen leergefressen) und Logis (seinen Rastplatz wählte er freilich frei) und gab dem bis dahin ungetauften vernunftbegabten Lebewesen den Namen Stanislaw (nach Stanislaw Lem?). Doch im Grund ist Stanislaw ganz international: ein wenig Britisch Kurzhaar, ein wenig Orientale, aber ganz sicher Rheinländer.

PRZYKOWSKI – für nicht-polnische Zungen ähnlich schwierig auszusprechen wie Przywara, daher ein zum Vornamen passender Nachname.

* Dieser Untertitel erinnert entfernt an das lesenswerte Buch „Der Philosoph und der Wolf“.