Albertus Magnus (ca. 1200 - 1280)

ARMUT Das 13. Jahrhundert war von starken wirtschaftlichen Umbrüchen gekennzeichnet, die schließlich sogar die starre dreigeteilte Gesellschaftsordnung mit ihrer Herrschaftspyramide auflösten (vgl. Duby 1986). Für Händler und Kaufleute brachte die bargeldlose Geldwirtschaft der neuartigen internationalen Bankhäuser einen Zuwachs an Sicherheit und Zeit mit sich, die wiederum Kostenersparnis und weitere Gewinne bedeuteten. Gleichzeitig verarmte der Adel, weil es keinen Bedarf mehr für einen Ritterstand in der bisherigen Form gab. Am schnellen Reichtum des städtischen Bürgertums wollten große Teile der Landbevölkerung teilhaben und strömten in die wachsenden Städte, wo sie bald aufgrund fehlender Möglichkeiten verelendeten. Daraus erwuchsen spirituelle Bewegungen, die sich immer entschiedener gegen die Fixierung des Bürgertums und der Kirche auf das Geld wandte. Bekannt sind die Katharer (vgl. Borst 2012), die sich bald radikalisierten und blutig bekämpft wurden, und die Gruppen um Franz von Assisi in Italien und Dominikus in Spanien, aus denen zwei wichtige Bettelorden hervorgingen (vgl. Le Goff 1988).

UNIVERSITÄT Durch die Kloster- und Kathedralschulen übte die Kirche ein Bildungs- und Wissensmonopol aus (Le Goff 1986). Der verarmte Adel und das neureiche Bürgertum bildeten eine Allianz, wie sie bereits Andreas Cappellanus in De amore (12. Jh.) beschreibt. Ihr Einfluß führte zur Gründung der ersten von der Kirche unabhängigen Universitäten. Später kamen die Bettelorden in die Städte und bauten dort ihre Kirche und ihre ersten Universitäten.

ISLAM Die Araber, die ab dem 8./9. Jahrhundert nach Südeuropa (Spanien und Süditalien) kamen, brachten viele Bücher mit, die hier bis dahin unbekannt waren. Neben Werken aus den Gebieten der Technik, Mechanik und Medizin waren es vor allem unbekannte Schriften des Aristoteles, die sie durch exzellente Kommentare bereicherten. Zu erster Stelle zu nennen sind besonders Ibn Sina (Avicenna, * 980, 1037), Ibn Ruschd (Averroes, DER Kommentator des Aristoteles, * 1126 in Cordoba, 1198) und der jüdisch-arabische Denker Musa ibn Maimun / RaMBaM (Maimonides, Rabbi Mosche ben Maimon, * 1135/38 in Cordoba, 1204). Uhren.

KÖLN 1248 Kölner Dom, Legenden, Kölner Schied

BYZANZ  Dass sich der Ruf des Divus Thomas, Alberts berühmtestem Schüler Thomas von Aquin, bis nach Byzanz ausbreitete und seine Schriften ins Griechische übersetzt wurden, war lange bekannt. Kaum erforscht ist dagegen, dass auch der Doctor universalis am Goldenen Horn gelesen und teils sehr so sehr geschätzt wurde, dass ein griechischer Leser sich gar zu höchstem Lob aufschwang: Ἀλβέρτος ὁ Μέγας – τῶν νέων φιλοσόφων πατήρ τε καὶ καθηγεμών. Albertus Magnus, so meinte der byzantinische Albertist, sei der Vater und Anführer der neu(er)en Philosophen .


Literatur:

Blasberg, Ralf (1999)
: El averroísmo según el tratado De tempore de Alberto Magno, in: Averroes y los averroísmos. Actas del III Congreso Nacional de Filosofía Medieval, Zaragoza: Sociedad de Filosofía Medieval 1999, 267-275.
ders. (2000): Duplex Tempus. Il duplice concetto di tempo in Alberto Magno, in: Tempus Aevum Aeternitas. La concettualizzazione del tempo nel pensiero tardomedievale. Atti del Colloquio Internazionale Trieste 4 – 6 marzo 1999, a cura di Guido Alliney e Luciano Cova, Florenz: Olschki 2000, 241-251.

ders. (2001): Qui tempus ab aevo ire iubes. Zur positiven Theologie der Zeit im Frühwerk und in der Summa des Albertus Magnus, in: Albertus Magnus. Zum Gedenken nach 800 Jahren: Neue Zugänge, Aspekte und Perspektiven, hg. im Auftrag der Dominikanerprovinz Teutonia durch Walter Senner OP, Berlin: Akademie Verlag 2001, 515-535.

ders. (2002): Ἀλβέρτος ὁ Μέγας – τῶν νέων φιλοσόφων πατήρ τε καὶ καθηγεμών.Albertus Magnus – der jüngeren Philosophen Vater und Anführer. Albertismus im Byzanz des 14./15. Jahrhunderts, in: Kurzfassung 33. Kölner Mediaevistentagung „Herbst der Mittelalters? Fragen und Bewertung des 14. und 15. Jahrhunderts“, 10. – 13.09.2002, Köln 2002.
Borst, Arno (2012):
Die Katharer. Neuauflage mit Nachträgen von Alexander Patschovsky und Gerhard Rottenwöhrer. Karolinger Verlag, Wien 2012 [EA: 1953].
Duby, Georges (1986):
Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus ("Les trois ordres ou l'imaginaire du féodalisme"), Frankfurt/M.: SuhrkampVerlag 1986.

Le Goff, Jacques (1984): Die Geburt des Fegefeuers. Klett-Cotta, Stuttgart 1984.
ders. (1986): Die Intellektuellen im Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 1986.

ders. (1988): Wucherzins und Höllenqualen. Ökonomie und Religion im Mittelalter. Klett-Cotta, Stuttgart 1988.